Unser Wohnmobil! Wir nutzen es viel zu selten. Es wäre natürlich leicht zu sagen, es liegt an mangelnder Zeit oder überlaufenen Stellplätzen. In Wirklichkeit liegt es daran, dass wir derzeit ein Pubertier zur Pflege zu Hause haben. Das braucht Fürsorge quasi 24/7 (sofern man ggf. den Umgang mit der Hausratversicherung oder schlimmerem nicht scheut). Böse Zungen würden von Helikopter-Eltern sprechen. Ich nenne es mal Bestandssicherung.
Wie dem auch sei; leider kommen wir derzeit deutlich weniger dazu mal für ein paar Tage dem Alltag zu entfliehen, in dem wir uns in unseren „Jesse“ schwingen und uns davon machen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und das Pubertier wird ja auch größer (1,80 reicht eigentlich schon) und verantwortungsvoller (das wäre sehr begrüßenswert).
Bis dahin gibt´s halt nur OneNighter oder Kurztrips. So bleibt jedenfalls auch immer ausreichend Zeit für Optimierungen an unserer „rollenden Datsche“. Ein großes Thema dabei waren die sanitären Einrichtungen; also ein wahrhaft beschissenes Thema (was uns zur Überschrift zurück bringt).
Geschäftsthemen
Standardmäßig verbauen derzeit alle großen Hersteller eine Kassetten-Toilette in Campingfahrzeugen. Diese als „Chemieklo“ titulierten Örtlichkeiten sind Segen und Fluch zu gleich. Segen, weil man immer und überall sein eigenes WC dabei hat. Fluch, weil die Entsorgungsproblematik… eine Problematik ist.

Korrekt verwendet dürfen die Hinterlassenschaften in der „Kassette“ natürlich nicht so einfach ausgekippt werden. Logisch. So bestehen die Zusätze aus eine Mischung aus 24 % Formaldehyd und 5 % Menthol. Viele dieser Mittel sind problematisch, da sie die biologische Stufe von Kläranlagen außer Funktion setzen. Es gibt auch biologisch abbaubare Mittel. Diese haben jedoch keine Desinfektionswirkung und beschränken sich hauptsächlich darauf den Geruch und die Farbe kaschieren.
Aber auch bei Einsatz ohne jegliche (Chemie-) Zusatzstoffe (oder gerade deswegen) ist die Entleerung dieses Teils ein absoluter Graus. Jedenfalls für mich. Denn meine GöGa/BEFaZ macht das natürlich nicht. Benutzen ja, entleeren nein. Na vielen Dank auch.
Kassette voll! statt Flasche leer!
Abseits dieses wenig delikaten Themas stellte sich aber auch noch ein ganz anderes Problem ein: bei 2 Personen ist nach zwei Tagen der Kasten voll! Und das heißt: es MUSS entleert werden. Das sollte man auch schleunigst tun denn ansonsten stellst sich nach rund 36h eine gewisse, nennen wir es mal Zersetzungsbegleiterscheinung ein, deren Auswirkungen vor allem eins sind: riechbar.
Ein Minderheitenproblem?
OK, für Campingplatzbesucher ist das kein großes Thema. Hier sind Entsorgungsmöglichkeiten zumeist fußläufig erreichbar. Darüber hinaus benutzen die meisten der Camper ihre Kassettentoilette ohnehin nur für das „kleine“ Geschäft. Wenn überhaupt. Ein Umstand der verständlich ist, wenn man sich mit dem Handling auseinandersetzt. Das muss man sich, gerade im Urlaub, nicht alle 2-3 Tage geben.
Wer wie wir aber eigentlich nie auf Campingplätzen steht und sich eher fernab von für Chemietoiletten vorgesehener Entsorgungsinfrastrukturen bewegt, der hat am Ende des zweiten Tages ein (übel riechendes) Problem.
Und da hilft dann auch die eingebaute SOG Anlage nicht mehr viel (ein kleiner Lüfter, der durch einen Aktivkohlefilter nach draußen bläst). Auf der Autobahn einmal kurz das Fenster runter gemacht – zack sitzt man dank entstehendem Unterdruck geruchstechnisch irgendwo zwischen benutzter Restauranttoilette und geplatztem Güllefass.
Das muss doch auch anders gehen!
Die Lösung für dieses Problem ist eigentlich ganz einfach: dem Güllegeruch entgegenwirken bevor er entsteht!
Aber wie entsteht der? Na, ich will mich hier jetzt nicht in unappetitlichen Details ergehen aber nennen wir das Kind doch beim Namen: Das was da in der Kassette landet (Feststoff und Flüssigkeit) ist von Natur aus schon kein Chanel No 5 und die gemischte Lagerung ohne Luftabschluss macht es nicht besser. Der Faktor Zeit + Außentemperaturen ergibt eine tickende Zeitbombe.
Ergo: Hier muss man also frühzeitig eingreifen, quasi bevor die Gülle entsteht! Das Zauberwort heißt „Trennung“ von Fest- und Flüssigstoffen.
TTT – Ihr Einsatz bitte!
Die Lösung ist tatsächlich so einfach wie genial und hat neben des Wegfalls der Geruchsbildung noch zwei weitere, immense Vorteile: weniger Wasserverbrauch und längere Autarkiezeiten.
Das Funktionsprinzip ist ganz einfach: im ersten Schritt muss man allen Stehpinklern abgewöhnen im Stehen zu pinkeln. Es wird sich grundsätzlich hingesetzt. Und das wars´ auch schon! Den Rest übernimmt die Natur, Physik, Biologie…
Der WC-Sitz einer TTT (Trockentrenntoilette, im englischen Urine-Diverting Dry Toilet (UDDT) genannt) hat zwei „Abteile“ – flüssig vorne und Feststoff hinten. Also genau so, wie die Natur den menschlichen Körper aufgebaut hat. Das geniale ist nämlich: wenn die beiden Fraktionen erst mal getrennt sind, ist ein wesentlicher Beitrag zur Geruchsvermeidung bereits erfolgt.
Flüssigkeiten sind natürlich kein Problem: ein entsprechender Behälter mit einem Geruchsmembranverschluss sorgt dafür, dass alles dort bleibt wo es hingehört. Da hier durch fehlende Spülwässer auch kein oder kaum Urinstein entstehen kann bleibt der maximal mögliche Geruch sowieso im Rahmen (außerhalb der Spargelzeit gleich sowieso).
Aber auch bei den Feststoffen muss man wissen: das was da riecht, riecht nur weil´s feucht ist! Empfängt man aber den herabfallenden Feststoff in einer Substanz die umgehend die Oberflächenfeuchtigkeit aufnimmt, dann riecht da auch nichts mehr!
Katzenklo, ja das macht die Katze froh…
Besonders effektiv funktionieren dabei Substrate wie Superabsorber wie sie auch bei Einstreu für Katzentoiletten verwendet werden. Manche besser, manche schlechter. Was aber noch besser funktioniert, im Katzenklo aber beim Vierbeiner nicht so gut ankommen würde, sind zerkleinerte Kokosfasern. Man kennt diesen als Ziegel verkauften Zwangsanfall der Kokosnussverarbeitung aus dem Gartenmarkt. Hier gerne als Pflanzsubstrat verwendet, kann er doch Unmengen an Wasser binden.
Das was der Pflanze zu Gute kommen soll (gespeicherte Feuchtigkeit) macht man sich bei der TTT als Absorber für zu vermeidende Feuchtigkeit der Exkremente zu Nutze.

Ja aber…!
Richtig! Es existieren inzwischen einige vor allem billige aber auch teure Lösungen, die das Grundprinzip (Feststoff abtrennen, Feuchtigkeit entziehen) nutzen. Allen gemein ist aber, dass man im schlimmsten Fall „sein Werk“ dem Nachfolgenden präsentiert. Weil man vielleicht nicht ordentlich abgestreut hat oder weil durch Vibrationen während der Fahrt auf deutschen Straßen so mancher „Adler“ wieder freigelegt worden ist. Es ist halt die fehlende Wasserspülung die hier das Restrisiko erzeugt, Mitreisende mit ungeahnten Ansichten zu überraschen. Hinzu kommt, dass es für diese, ich nenne sie mal „passiven“ TTTs einen zusätzlichen Behälter im Badezimmer braucht, in dem dann das Streumittel der Wahl vorgehalten wird.
Der Maybach unter den TTTs
Auftritt die Trenntoilette von BioToi: hier ist der Feststoffbehälter (optional) mit einer Kurbel und Mischwelle im inneren des Feststoffbehälter ausgestattet. Zum „Spülen“ nach dem „großen Geschäft“ wird die seitlich an der Toilette angebrachte Kurbel einfach 2-3-mal gedreht. Dadurch wird der Feststoff sofort von den Kokosfasern bedeckt. Das unterbindet zum einen das Aufsteigen von unangenehmen Gerüchen, (da sofort vollständig mit den Kokosfasern umhüllt), zum andern erfolgt auch sofort die Trocknung.
Ein nach unserer praktischen Erfahrung nahezu perfektes System!
Alter, das stinkt doch!
Nein, tut es tatsächlich nicht. Während ich vom Funktionsprinzip sofort überzeugt war, brauchte die GöGa/BEFaZ noch einen halbjährigen Test- bzw. Parallelbetrieb. Danach da war sie dann aber auch restlos überzeugt.
Die BioToi verfügt ebenfalls über einen kleinen, elektrischen Lüfter, der die Feuchtigkeit nach draußen transportiert. Im Gegensatz zum SOG-System der Kassettentoilette läuft dieser aber permanent (im flüsterleisen Intervallbetrieb) und nicht nur bei Benutzung. Das führt dazu, dass es im Wohnmobil nie stinkt. Nicht nach zwei Tagen, nicht nach einer Woche, nicht mal nach einem Monat. Klingt unglaublich ist aber so. Hält man den Rüssel direkt über die Schüssel, riecht es nach… Waldboden.
Entsorgungsthematik
Natürlich muss man auch mit einer TTT an die Entsorgung denken. Nur nicht so oft und so manisch wie bei einer Kassettentoilette. Es entsteht auch keine Panik wenn der/die Behälter voll sind. Den Flüssigkeitsbehälter nimmt man an der Autobahnraststätte einfach mal mit und leert ihn in ein WC aus (wem die eindeutige Farbe es Inhalts unangenehm ist, packt den Behälter in eine kleine Tragetasche).
Den Inhalt des Feststoffbehälters kann man wahlweise über den Hausmüll (in einer Tüte verpackt) oder auf dem eigenen Kompost entsorgen. Es ist tatsächlich trocken. Es riecht nach nichts!
Zeit wird´s !
Nach all diesen positiven Erfahrungen war es also überfällig, den Parallelbetrieb zu beenden und der BioToi endlich eine „Festanstellung“ zu verschaffen. Das bedeutet: Kassettentoilette raus aus dem WoMo und Biotoi rein. Den Einbau mit detaillierten Fotos gibt es dann im nächsten Beitrag. So viel sei verraten: es ist einfacher als man denkt.
Zum Schluss noch ein Link zu einem Youtube Video von womo.blog in dem Jürgen Rode dieses Thema schonungslos offen darlegt. Allerdings verwendet er eine TTT der Marke Airhead und keine Biotoi. Die Einbaumaße sind deutlich größer und vor allem der Urintank ist mit 6 Liter wesentlich kleiner als der der Biotoi (10 L). Die getrennte Entsorgung von WC Papier praktizieren wir übrigens auch nicht. Das erhöht zwar das Volumen im Feststoffbehälter schneller aber ob wir den nun nach 14 Tagen leeren oder erst nach 1 Monat ist für unsere Zwecke egal. Ansonsten spricht Jürgen aber alle Aspekte an. In unseren Augen eines der besten Videos zu dieser immer wieder heiß diskutierten Thematik.