„Trust me!“

„I am a Luftsportgeräteführer!“

Natürlich klingt es auf Englisch viel geschmeidiger: „Sport Pilot License“ Die deutsche Version „Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer“ wirkt dagegen, als ob sich der Amtsschimmel (oder die -stute) mal so richtig austoben durfte.

Jedenfalls hab ich es nun – endlich – geschafft: Ich habe auch die praktische Prüfung zum Ultraleicht-Piloten bestanden. Ein bisschen sogar mit „magna cum laude“ aber dazu später mehr.

Für den 13. August, ein Samstag, war der Prüfungstermin angesetzt. Zu diesem Datum würde meine letzte Flugstunde rund 4 Wochen zurückliegen. Also dem Fluglehrer gesagt, „Wir brauchen vorher noch eine Generalprobe.“ Gesagt getan – am Tag vorher verabredeten wir uns für das Wiederholen von einigen „prüfungsrelevanten“ Flugtechniken und -manövern. Allen voran natürlich Ziellandungen, also der simulierte Motorausfall und das sichere segeln und landen auf dem nahegelegenen Platz.

Meine Schulungsmaschine – due gute, alte FK9 Mark 3 „Utility“

Das was dann folgte kann man nur als Katastrophe bezeichnen.

Insgesamt 5 Ziellandungen probierte ich an diesem Tag – es klappte nicht eine einzige! Völlig entnervt beendeten wir das Training und ich sagte zu meinem Fluglehrer, dass er den Prüfungstermin für den nächsten Tag bitte absagen und verschieben solle. So eine Leistung wollte ich meinem Prüfer nicht abliefern.

Glücklicherweise war das auch überhaupt kein Problem und so wurde der Prüfungstermin um 14 Tage nach hinten verschoben. Der neue D-Day also nun der 27. August, wieder ein Samstag.

WIr nutzten die Zeit und konnten noch zwei Mal richtig gut trainieren. Vor allem beim zweiten Mal klappte alles wie eh und je und ich war mir sicher, dass ich dieses Mal gut vorbereitet war und die Praxis „saß“.

Doch Petrus hatte an diesem 27.08. andere Pläne: Regen, tief hängende Wolken und schlechte Sicht machten an diesem Tag alle Hoffnungen auf einen Prüfungsflug zu nichte.

Ich habe mit dem Prüfer gesprochen, Du kannst am Sonntag die Prüfung machen, da ist das Wetter auf jeden Fall besser! Einziges Problem: ich habe keine Zeit, Du musst mit Stefan (mein 2. Fluglehrer) reden, ob er Zeit hat und mit Dir zur Prüfung geht.„, das war die WhatsApp die ich am Samstag früh erhielt. Schon mal kein gutes Omen?!

Also flux Nr. 2 kontaktiert, die Antwort kam prompt: „Kein Problem! Das machen wir! Ich komme mit meinem Flugzeug rüber, schreibe Dir einen Flugauftrag, gebe Dir den Schlüssel und die Papiere und dann fliegst Du alleine zur Prüfung rüber.

OK… ja… warum eigentlich nicht? Immerhin will ich ja den Schein um eben genau das zu tun. 🙂

Am Sonntag war das Wetter dann deutlich besser. Aber war es auch gut genug? Wir kommunizierten wieder per WhatsApp, auch mit dem Prüfer und verlegten von 11:00 auf 11:30 Uhr. Start bei uns um 10:15, eine halbe Stunde Flugzeit, sollte passen.

Als ich am Platz ankam hatte ich schon Bedenken: die Wolken hingen immer noch bedrohlich tief. Ob das heute klappt? Mit 15 Minuten Verspätung schwebte dann mein Fluglehrer ein: „Sorry für die Verspätung, aber das war eine ganz schöne Stocherei hier her. Aber es geht, es wird jetzt auch besser. Bis Du in der Luft bist wird das wunderbar.

Ich startete also und stieg aus der Platzrunde in Richtung 3000 ft, d.h. ich versuchte es! Bei 2500 ft war Schluss – Wolkenfetzen! Höher ging nicht wollte man nicht SIchtverlust riskieren und gegen die Sichtflugregeln verstoßen. Also hangelte ich mich mit ausreichendem Respektabstand in Richtung Zielplatz. Und es wurde immer besser! Die Wolkenfront sollte nach Süden abziehen und ich flog Richtung Norden. Nach der Hälfte des Weges waren die Wolken aufgerissen und ich konnte sogar schon kleine Stücke blauen Himmel sehen. Also setzte ich meine Weg fort und funkte brav 5 Minuten vor dem geplanten Erreichen des Zielplatzes meinen Einleitungsanruf.

Keine Antwort!

Ich probierte es noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Keine Antwort. WAS war da los? War ich zu früh – Platz noch zu? Das konnte nicht sein! In den Platzinfos hieß es „ab 10 Uhr“ und jetzt war es gleich 10:50 Uhr! Was tun? Ich entschloss mich einfach weiter zu fliegen und in die Platzrunde zu kurven, dabei brav meine Positionen zu melden und ggf. einfach in Platzrundenhöhe erstmal die Bahn zu überfliegen. Es war kein sonstiger Verkehr zu sehen oder zu hören.

Doch kurz bevor ich in die Platzrunde einbiegen wollte kam die Erlösung! „Oscar Papa, Hassfurt Info hört!“ Puuh, „der Stein“ plumpste durch den Boden der FK9 und verschwand in Richtung Boden.

Bild: Wikipedia, Carsten Steger – Eigenes Werk – Flugplatz Hassfurt aus südwestlichem Blickwinkel, gut zu sehen: die Rollwege umfassen nur die Hälte der Landebahn.

Im Endanflug auf die 11 war leichter Wind von „vorne links“ (5 Knoten aus 33) gemeldet. Ich wollte eine anständige Landung und konzentrierte mich – die Landung wurde „Butter“ ! Nur war ich etwas lange ausgeschwebt (typisch FK9, die wollte eigentlich ein Segelflieger werden?) und kurz vor der Halbbahnmarkierung aufgesetzt. Entspannt wollte ich die Bremsen schonen und ließ den Flieger ausrollen.

„Oscar Papa, sportlich zum Ende der Bahn rollen und dort am Rollhalt Position halten, Verkehr im Anflug!“

Mist! Das hatte ich vergessen: hier gibt es parallel zur Landebahn nur auf der ersten Hälte Rollwege – im hinteren Bereich gibt es keine! Das heißt: wenn man zu den Flugplatzgebäuden und zum GAT will, muss man bis zur Hälfte über die Bahn rollen. Grummel, grummel, irgendwie schien heute nichts wirklich zusammen gehen zu wollen…

Es landete dann ein weiteres UL hinter mir. Dann startete noch ein Flieger mit Fallschirmspringern. Dann verkündete ich forsch: „Oscar Papa rollt jetzt über die Bahn und Charlie zum Vorfeld zurück!“.

Endlich war ich angekommen und mit den Nerven eingentlich schon ganz gut aufgewärmt – was sollte jetzt noch passieren?!

Der Prüfer nahm mich in Empfang und wir gingen zum Briefing in sein Büro. Ob ich ihm denn mal meine Flugplanung für Kulmbach zeigen könnte…

Ääääh, was?

Letztendlich kann ich nicht mehr sagen, ob mein Fluglehrer verbusselt hatte mir das zu sagen oder ob ich angesichts des fortschreitenden Alters bereits teildement bin. Jedenfalls entschloss ich mich zum „Frontalangriff“.

„Habe ich nicht gemacht. Aber das ist kein Problem, ich kann das eben noch schnell machen, ist ja keine große Sache.“

Nach 5 Minuten präsentierte ich ihm meine Flugplanung und sein zustimmendes Nicken wurde mit einem „Na dann legen wir los.“ begleitet. Also stieg ich wieder in den FLieger und der Prüfer nahm neben mir Platz. Jetzt ging es also los – die praktische SPL Prüfung!

Penibel (wie immer) ging ich streng nach Checkliste vor. Natürlich hatte ich vor dem Einsteigen bereits demonstrativ den Außencheck gemacht.

Nun folgte das Pflichtprogramm nach DULV. Wir nahmen zunächst Kurs auf Kulmbach und während des Fluges fragte er mich einige Dinge zu den Lufträumen und einer sicheren Flughöhe ab. Alles kein Problem „…und wenn ich mal unsicher bin schaue ich auf die Rückseite der ICAO Karte, die man ja eh immer dabei haben muss.“ Ein zweites Mal huschte ein Grinsen über sein Gesicht.

Dann wurde es ernst: auf der Hälfte der Strecke zog mir der Prüfer das Gas auf Leerlauf mit den Worten „Motorausfall!“. Routiniert spulte ich mein Programm ab: Blick aus dem Fenster – welch Zufall – unter uns ist ein geeignetes Landefeld (ein kleiner Sonderflugplatz); also Geschwindigkeit reduzieren und Notlandung vorbereiten. Kontrolle der Sicherungen, Brandhahn, Zündung, Versuch des Wiederstarts des Motors usw. Natürlich nur verbal da es ja eine Übung ist und der Motor im Leerlauf vor sich hin säuselte… Ich schätzte die Höhe ab und die Entfernung: wir sind zu hoch! Also im Seitengleitflug runter auf 1300 ft, Geschwindigkeit rausnehmen, Klappen setzen – wir schweben mit 100 km/h in perfektem Winkel auf die Landebahn des Platzes zu. Bereits 300m vorher kommt das Kommando: „Sehr gut! Durchstarten bitte und Kurs fortsetzen.“

Wieder auf Reiseflughöhe kamen dann jetzt die Vollkreise, einmal links, einmal rechts und Steilkurve nach Wahl – ich entschied mich für rechts und versäumte es auch nicht jeweils vorher nach Verkehr Ausschau zu halten. Das kam gut an 😉 und so ging es nach 10 Minuten mit einem „Also gut, dann Rückflug, machen wir noch ein paar Ziellandungen und dann hast Du es geschafft. Das schaut ja alles gut aus bisher…

Die Ziellandungen waren dann fast schon ein Highlight – ich war tiefenentspannt und wir unterhielten uns über seine fliegerische Laufbahn (u.a. Kampfpilot Bundeswehr auf Tornado). Die Ziellandungen klappten p e r f e k t und zum Schluss bekam ich noch ein paar praktische Tipps und Einweisungen bevor wir dann zu letzten Landung ansetzten. Noch bevor wir ausgerollt waren sagte er „Du hast natürlich bestanden.“ zu mir. In dem Moment fiel eine derartige Last von mir ab, derer ich mir irgendwie gar nicht wirklich bewusst war.

Nach dem Debriefing und ein paar Unterschriften und Formularen verabschiedeten wir uns dann und für mich ging es auf den Rückflug zum Heimatplatz.

Doch noch bevor ich startete kam bereits die Nachricht meines Fluglehrers „Gratuliere! Der Prüfer hat mir geschrieben, dass er sehr angetan von Deiner Leistung war. Gut gemacht!

Ich wünschte mir selber kurz „always happy landings“ und schob den Gashebel auf Vollgas…

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